Zwischen Schulelend und Kunst

Nun nahm ich meine Geschichte wieder vor und fand das flüchtige Traumgebilde anschaulich gebannt. Ich konnte also eine erfundene oder wirkliche Begebenheit, einen Menschen, eine Landschaft mir nicht nur lebendig vorstellen, sondern mit Worten auch festhalten, und es war eine Wonne, das zu tun. Mir wurde gewiss, dass ich schreiben müsse, um glücklich zu sein.»

Meinrad Inglin: Werner Amberg (1949)

Nun nahm ich meine Geschichte wieder vor und fand das flüchtige Traumgebilde anschaulich gebannt. Ich konnte also eine erfundene oder wirkliche Begebenheit, einen Menschen, eine Landschaft mir nicht nur lebendig vorstellen, sondern mit Worten auch festhalten, und es war eine Wonne, das zu tun. Mir wurde gewiss, dass ich schreiben müsse, um glücklich zu sein.

Die Realschule am Schwyzer Kollegium, in die Inglin 1906 geschickt wurde, vermochte ihn nicht zu fesseln. «Gegen Ende des ersten Schuljahres aber», heisst es im Amberg, «war nur der Musiklehrer mit mir zufrieden, unser Präfekt und Hauptlehrer dagegen fand, ich sei zerstreut, unaufmerksam und leiste weniger, als meine Begabung erwarten lasse.» Der Geigenunterricht, das Solosingen im Kirchenchor und Hauptrollen bei Schüleraufführungen bringen die einzigen Erfolgserlebnisse, bis er im Schreiben seine eigentliche Bestimmung erkennt.

Insgeheim entstehen erste Skizzen, und 1907 erlebt er zum ersten Mal Dichtung als öffentliche Angelegenheit: beim Japanesenspiel unter freiem Himmel auf dem Hauptplatz, in der «barocken Fülle dieses festlichen Augenblicks», wo ihm die Huldigung des Volkes an den Dichter Tränen in die Augen treibt. «Dichter» aber ist kein Beruf im bürgerlichen Sinn, und die Bemühungen um eine Ausbildung gehen weiterhin in die falsche Richtung, obwohl erste Texte inzwischen in Lokalzeitungen gedruckt worden sind. Nach dem Scheitern an der technischen Abteilung (und einer missglückten Uhrmacherlehre) wird Inglin an die Handelsabteilung des Kollegiums geschickt, obwohl ihm ein kaufmännischer Beruf noch ferner liegt als der eines Handwerkers, und schon nach einem Jahr, unmittelbar nach dem Tod der Mutter, ein «schmähliches Ende» findet.

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Werner Amberg (1949)

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