Verlagssuche
Fischer hat abgesagt, ohne dass er sich die gekürzte Fassung auch nur angesehen hätte. Er bekommt kaum mehr so viel Papier, um die laufenden Gesamtausgaben Gerhart Hauptmanns, Thomas Manns und Schnitzlers rechtzeitig fertigzustellen, und ausserdem hat er andern Autoren gegenüber seit Jahren Vertrags-Verpflichtungen, die er jetzt noch nicht erfüllt hat; nun will er grundsätzlich keine neuen Verpflichtungen mehr eingehen. Diese Gründe musste ich freilich begreifen, aber ich war trotzdem elend enttäuscht, als ich mich mit meinem Schmerzenskind wieder auf die Strasse gestellt sah.»
In der Schweiz fand der junge Autor, dessen Werk man später die «ursprunghaft schweizerische Prägung» nachrühmen sollte, vorerst keinen Verleger. Noch von Schwyz aus hatte er für die 1921 fertiggestellte und vom Rascher-Verlag abgelehnte Welt in Ingoldau Kontakt mit dem S. Fischer Verlag aufgenommen; im Frühling 1922 reiste er selber nach Berlin. Fischer, der sich für den ursprünglich zweibändig geplanten Roman interessiert und bereits Kürzungen verlangt hatte, lehnte schliesslich doch ab; bei der in Stuttgart, Berlin und Leipzig domizilierten Deutschen Verlagsanstalt erscheint das Werk dagegen noch im selben Jahr.
Im gleichen Verlag erscheint 1925 auch Wendel von Euw, den Inglin schon in Berlin begonnen hat; damit endet aber diese Zusammenarbeit, und in den nächsten zehn Jahren muss Inglin seine neuen Bücher an wechselnden Orten unterbringen.
Zu einer sorgfältigen und dauernden Betreuung des Werks kommt es erst 1935, wieder in Deutschland, wo sich der Leipziger Staackmann Verlag begeistert der Grauen March annimmt, die vorher von sechs Schweizer Verlagen abgelehnt worden ist. Staackmann hat Inglin im Sommer 1934 um ein Manuskript gebeten, das er erst im Oktober erhält, weil Inglin bis dann mit einem andern Verlag in Verhandlungen stand; die Antwort des Verlags kam telegraphisch: «Von der Lektüre aufs tiefste bewegt erbitten wir herzlichst so rasch wie möglich Zusendung der zweiten Hälfte des ausserordentlichen Werkes. Dank und Glückwunsch, Staackmann-Verlag.»
Auch der Schweizerspiegel erscheint dank der ungetrübten Zusammenarbeit (und der im Deutschland Hitlers nicht selbstverständlichen Haltung des Verlags) 1938 bei Staackmann, ebenso wie die Neuauflage von Jugend eines Volkes 1939 und noch 1943 die zweite Fassung der Welt in Ingoldau und Güldramont, bevor am 5. Dezember 1943 mit der Zerstörung Leipzigs Inglins ganzes gedrucktes Werk, fast 8000 Bände, vernichtet wird.
Nach dem Krieg versucht Inglin, seinen nächsten Band, Die Lawine, wieder bei Staackmann herauszubringen, muss aber vor den politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten kapitulieren; im Mai 1947 kommt es zum Vertragsabschluss mit dem Zürcher Atlantis Verlag, wo von jetzt an alle weiteren Werke Inglins erscheinen werden.