Literaturzeitschrift orte – Nr. 214 ist Meinrad Inglin gewidmet
In dieser Nummer erwartet Sie die Welt des Schwyzer Schriftstellers Meinrad Inglin (1893–1971). Ob Inglin über die Schweiz im Ersten Weltkrieg schreibt oder übers Jagen, über Bauern in einem Bergtal oder die Welt im gehobenen Hotel Excelsior – er kennt sich aus mit Menschen, Tieren und der Natur überhaupt. All seine Erfahrungen bringt Meinrad Inglin in lebensvollen Romanen und Erzählungen anschaulich zum Ausdruck. Das orte-Heft erscheint aus Anlass des fünfzigsten Todestages des Dichters am 4. Dezember und möchte zur Lektüre dieses bedeutenden, heute aber etwas in Vergessenheit geratenen Schweizer Autors einladen.
Zum 50. Todestag von Meinrad Inglin
4. Dezember 2021: Heute vor fünfzig Jahren starb Meinrad Inglin (1893-1971) in Schwyz. Er gehört zu den bedeutendsten Schweizer Schriftstellern. «Er ist einfach ein grosser Erzähler und einer der ungewöhnlichsten Beobachter und Schilderer von Landschaft in der Literatur des 20. Jahrhunderts», hielt Peter Laemmle im Norddeutschen Rundfunk fest. Von 1922 an erschienen seine Romane und Erzählungen, vom heimkehrenden Schelm Wendel von Euw über die stilistisch faszinierenden Grand Hotel Excelsior und Die graue March bis zum weitgespannten opus magnum Schweizerspiegel.
Nach dem zweiten Weltkrieg verfasst er den als Autobiographie missverstandenen Roman Werner Amberg und publiziert Erzählsammlungen, die eine überraschende Vielfalt der Themen und Stile zeigen – von tragischen Geschichten über Märchen bis zu ironischen, ja satirischen Skizzen. Als späte Werke folgen Urwang, in dem er Anteilnahme an Natur und Umwelt gegen unbedingte Fortschrittsgläubigkeit setzt, und Erlenbüel. In diesem letzten Roman thematisiert er nochmals Heimkehr, wie schon in seinen ersten Texten.
Zur Zeit ist eine szenisch-musikalische Lesung zum 50. Todestag von Meinrad Inglin auf Tournee: Ein Programm in zwei Teilen mit berührenden Liebes-Erzählungen und skurril-komischen Geschichten. Download des Veranstaltungflyers: Inglin_Flyer_E-Version_v2-210915
Nächste Aufführungsdaten: 5.12. in Stans, 11.12. in Luzern, 23.1.2022 in Sarnen.
Die Filme von Xavier Koller nach Erzählungen Inglins, «Der Schwarze Tanner» und «Das gefrorene Herz» machen deutlich, dass das Werk von Meinrad Inglin noch heute lebendig geblieben ist und zu Entdeckungen einlädt. Beide Filme sind kommende Woche in Luzern im stattkino zu sehen.
Inglins Werke erscheinen im Limmat Verlag und im Amman Verlag; sie sind alle im Buchhandel erhältlich. Die vor kurzem erschienene Auswahl aus den Erzählungen, Schneesturm im Hochsommer, zeigt die Vielfalt von Inglins Erzählwelt.
Inglin 2021: Der unbekannte Bekannte
Szenisch-musikalische Lesung zum 50. Todestag von Meinrad Inglin. Ein Programm in zwei Teilen mit berührenden Liebes-Erzählungen und skurril-komischen Geschichten. Download des Veranstaltungflyers: Inglin_Flyer_E-Version_v2-210915
Nächste Aufführungsdaten
So, 5.12.2021, 16 Uhr
Chäslager Kulturhaus Stans in Kooperation mit dem lit.z,
Literaturhaus Zentralschweiz.
Sa, 11.12.2021, 19.30 Uhr
Pavillon der Spielleute, Luzern. Hirschmatt Buchhandlung in Zusammenarbeit mit
der LiteraturGesellschaft Luzern.
So, 23.1.2022, 19 Uhr
Theater Altes Gymnasium Sarnen. IG Buch Obwalden. 19:00 Uhr.
info@buecherdillier.ch
Eintauchen in die Fotosammlung
Eine Fundgrube an privaten Schnappschüssen und historischen Momentaufnahmen: Ab sofort ist die gesamte Fotosammlung aus dem Nachlass Meinrad Inglins – 31 Fotoalben (chronologisch geordnet) und ca. 1500 lose Fotos – digital zugänglich auf memobase.ch/inglin. Alle verfügbaren Angaben wurden in die Fotodatenbank aufgenommen. Viel Vergnügen beim Eintauchen in diese vergangenen, aber doch so lebendigen Bildwelten!
Hinhören: «Der schwarze Tanner»
Am 3. Dezember 2021 strahlt Radio SRF 1 um 20.03 Uhr das Hörspiel «Der schwarze Tanner» aus.
Meisterwerk des grossen Chronisten Inglin. Die Geschichte des unbeugsamen Schwyzer Bergbauern Kaspar Tanner. Er soll im 2. Weltkrieg wie viele Schweizer Bergbauern sein Weideland in Ackerland umwandeln. Tanner jedoch lehnt sich dagegen auf und wird schliesslich zum tragischen Straftäter.
Tino Arnold hat Inglins Erzählung (zu finden im Novellenband «Die Lawine») für das Radio bearbeitet und mit Schwyzer Laiendarstellerinnen und -darstellern inszeniert.
Grosses Kino!
«Das gefrorene Herz» und «Der schwarze Tanner»: Das stattkino in Luzern zeigt im Dezember 2021 zwei berühmte Inglin-Verfilmungen.
«Das gefrorene Herz» von Xavier Koller, 1979, am 7.12. um 18.30 Uhr
In einer verschneiten Berglandschaft in der Innerschweiz begegnen sich zwei Landstreicher, ein Korber und ein Schirmflicker, die schnell Freunde werden. Als der Schirmflicker stirbt, versucht der Korber mit viel List und Tücke, ihm ein ordentliches Begräbnis zu organisieren. Denn die Dorfgemeinden unternehmen alles, um nicht für die Kosten und Mühen des Begräbnisses eines Landstreichers aufkommen zu müssen.
«Der schwarze Tanner» von Xavier Koller, 1986, am 9.12. um 18.30
1941. Zweiter Weltkrieg. «Irgendwo in der Schweiz». Kaspar Tanner, der mit seiner Familie den Bergbauernhof Gschwend bewirtschaftet, wird von den Behörden aufgefordert, einen Teil seiner Bergwiesen in Ackerland zu verwandeln. Tanner, ein Patriot und Demokrat, der seinen Staat jederzeit verteidigen würde, verweigert sich eben diesem Staat gegenüber, da ihm ein – in der herrschenden Notsituation an und für sich sinnvoller – Eingriff der Obrigkeit in seine «Eigenwirtschaft» zutiefst wider seine Natur geht.
«Die graue March» – ein Animationsfilm (erscheint 2022)
«Die graue March». Ein Animationsfilm nach Motiven von Meinrad Inglin von Charlotte Waltert und Alvaro Schoeck
Ein Herbsttag und die erste Winternacht im Hochgebirge, es ist Jagdzeit. Gämsen, Raubvögel, Schneehasen und drei Männer ziehen ihre Bahnen zwischen dem hohen Himmel und der wilden Landschaft. Nebelschwaden verwischen die Grenzen zwischen Traum, Einbildung und Realität.
In Arbeit, erscheint 2022.
Filmische Einblicke in die Lesetournee
Die für die szenische Lesung ausgewählten Texte zeigen das breite Spektrum des stilistisch reizvollen und hochaktuellen Schwyzer Autors, der sein Leben (1893-1971) fast ausschliesslich dem Schreiben gewidmet hat. ARTTV war dabei.
Der Fremde muss wandern
Warum sich der Schriftsteller Usama Al Shahmani seinem Schwyzer Kollegen Meinrad Inglin so nahe fühlt, erschienen in DIE ZEIT, Ausgabe vom 23. September 2021.
Soeben erschienen: Erzählband Schneesturm im Hochsommer
Schneesturm im Hochsommer: Ein Band mit Erzählungen von Meinrad Inglin, September 2021. Das Buch versucht, das vielfältige Schaffen von Meinrad Inglin abzubilden und damit einen literarisch hochinteressanten und oft überraschend aktuellen Schweizer Klassiker wieder breiter bekanntzumachen. Weitere Informationen.